David Niven


Sein Witz ist unnachahmlich: David Niven
Der Mann mit diesem unnachahmlichen Schnauzbart, mit dieser immer durchscheinenden Ironie, wenn es gilt den Gentleman rauszubeißen, besonders den britischen Gentleman, immer formvollendet und doch von einem so eigenen Witz und einer Exzentrik, letzlich aber auch sehr menschlich und transparent: hinter der Figur, hinter dem Geschehen erkennt man den Menschen.

Als Sohn der Lady Comynyplatt Henrietta de Gacher und des britischen Leutnants William Graham Niven, der im Alter von 26 Jahren in den Dardanellen getötet wird, wächst David Niven auf. Nach dem Schulabschluß geht er in die traditionsreiche Akademie von Sandhurst. Er dient vier Jahre in der Highland Light Infantry und will Berufssoldat werden. Er kommt nach Malta, dort jedoch verläßt er die Armee, geht nach Kanada, arbeitet in den verschiedensten Berufen. Er ist Holzfäller, Brückenbauer, Journalist und Whiskey-Verkäufer.

Er kommt nach Kalifornien, nach Hollywood, zunächst als eine Art Edelkomparse, Typ: britischer Gentleman. David Niven hat wohl früh bei seiner Miltärausbildung eine Art Schliff erhalten, der ihn oft zu Uniformrollen prädestiniert. Die ersten bedeutenden Rollen hat er als Major Lockert in William Wylers "Dodsworth" (1936), als Captain Randall in Michael Curtiz' "Der Verrat des Surat Khan" ("The Charge of the Light Brigade", 1936) sowie als Leutnant Scott in "The Dawn Patrol" (1938) von Edmund Goulding - beidemal an der Seite von Errol Flynn.

David Niven dreht bis zum Kriegsausbruch so unterschiedliche Filme wie den Kostömfilm "Der Gefangene von Zenda" (1937) von John Cromwell, die Ernst-Lubitsch-Komödie "Blaubarts achte Frau" (1937) und die Emily-Bronté-Verfilmung "Stürmische Höhen" ("Wuthering Heights", 1939) von William Wyler.

Dann wird seine Filmkarriere noch einmal durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. In den USA schließlich wird er vom Militärdient zurückgestellt, weil man ihn in kritischen Kriegsfilmen für Ofiziersrollen braucht. Zwischendurch aber ist auch er immer wieder an der Front: er ist bei Dünkirchen dabei, wird 1944 zum Oberst befördert, um 1945 sofort wieder vor der Kamera zu stehen. General Eisenhower dekoriert ihn mit den Orden der Amercan Legion of Merit.

Während des Krieges dreht er Propagandafilme wie "Spitfire" (1942) von Leslie Howard und "Der Weg vor uns" (1944) von Carol Reed. Niven galt als einer der besten und köstlichsten Geschichtenerzähler Hollywoods. Er hat selbst autobiographische Bücher geschrieben: "Der Mond ist ein Ballon" und "Bringt die leeren Pferde", in denen er geistreich über die Branche witzelt.

Niven gehört zu jenen Schauspielern, die lieber filmen als Theater spielen. So sagt er einmal: "Ich genieße mein glückliches Leben und ich habe nicht den stillen Wunsch, den Hamlet zu spielen oder als Schauspieler ernst genommen zu werden. Man hat mich zu meinem Glück für meine Filme unverschämt überbezahlt und das freut mich."

Eine seiner schönsten Rollen spielt er 1946 unter der Regie von Michael Powell und Emeric Pressburger in "Irrtum im Jenseits" ("A Matter of Life and Death"). Ein englischer Kriegspilot wird aus Versehen abgeschossen und darf noch einmal ins Leben zurück. Danach kehrt er nach Hollywood zurück. Zu seinen größten Nachkriegserfolgen gehören: "Die Jungfrau auf dem Dach" ("The Moon is Blue", 1953), "In 80 Tagen um die Welt" (1956) von Michael Anderson, "Bonjour Tristesse" (1957) von Otto Preminger, "Getrennt von Tisch und Bett" (1958) von Delbert Mann, "Die Kanonen von Navarone" (1960) von J. Lee Thompson, "55 Tage in Peking" (1963) von Nicholas Ray, "Der rosarote Panther" (1963) von Blake Edwards, "Lady L" (1966) von Peter Ustinov und die köstliche Bond-Paraphrase "Casino Royale" (1966).

Für seine Rolle in dem Film "Getrennt von Tisch und Bett" erhält er 1959 den Oscar als bester Schauspieler. Doch im Grunde sind viele seiner Rollen Kabinettstücke der Schauspielkunst, etwa sein Mr. Fogg, der elegante Müßiggänger aus "In 80 Tagen um die Welt", der Lebemann in "Bonjour Tristesse", der galante Juwelendieb in "Der rosarote Panther". Gerade hier ist es die unterschwellige Komik des nach allen Seiten geschickt operierenden Meisterdiebs "Sir Charles", ein Kavalier (und Playboy) vom Scheitel bis zur Sohle.

Auch in späteren Filmen gab oft sein Auftreten dem Ganzen eine eigene Note wie in Clive Donners "Vampira" (1974), in Robert Moores "Eine Leiche zum Dessert" ("Murder by Death", 1975), "Tod auf dem Nil" (1978) von John Guillermin, in "Der Löwe zeigt die Krallen" (1979) von Don Siegel und in Brian Forbes' "Ein Opa kommt selten allein" ("Better Late Than Never", 1981).

In seinen letzten beiden Filmen spielt er noch einmal unter der Regie von Blake Edwards den Sir Charles, den ehemaligen Meisterdetektiv in den Filmen "Der rosarote Panther wird gejagt" (1982) und "Der Fluch des rosaroten Panthers" (1983). Peter Sellers, der Inspektor Clouseau, ist tot, die Filme spinnen die Geschichte mehr oder weniger originell weiter und Niven ist dabei - zum letzten Mal.

Beriets 1952 hatte Niven gemeinsam mit Ida Lupino, Charles Boyer und Dick Powell die Fernsehproduktionsgesellschaft Four Star Playhouse gegründet. Aus seiner ersten Ehe - seine Frau verstarb duch einen Unfall - hate es die beiden Söhne David und Jamie, aus der zweiten Ehe mit einer Schwedin die beiden Töchter Kristine und Fiona. Als David Niven 1983 stirbt, hat er in etwa einhundert Filmen gespielt.